Nicolas und Elsa, Fitness-Studio

IFE: Hallo Nicolas, kannst du dich in ein paar Worten vorstellen?

NR: Natürlich, ich bin Nicolas Radovic, ich bin 31 Jahre alt. Ich bin ehemaliger Profifußballer, ich habe jahrelang in Caen als Torwart gespielt, dann in Amiens, Cherbourg und zuletzt in Bourges. Ich habe mit 16 Jahren angefangen und mit 28 Jahren aufgehört.
Ich habe meine Diplome in Sporternährung in Clairefontaine (Centre National Français du Football), in therapeutischer Massage und dann mein Diplom als Sporttrainerin zur gleichen Zeit wie Elsa im Jahr 2019 gemacht.

IFE: Wo wohnst du zurzeit?

NR: Zurzeit wohne ich in Vensac und werde ein Haus in Vendays Montalivet kaufen.

IFE: Wie bist du in ein Naturistenzentrum gekommen?

NR: Es gibt keinen besonderen Grund. Ich bin auf der Suche nach Ruhe und Frieden, hier habe ich alles, was ich brauche. Ich lasse den nackten Oberkörper im Fitnessraum zu, nicht aber den Nudismus. Es ist ein Raum, der für alle offen ist, das ganze Jahr über, das bedeutet, dass es Leute gibt, die von außerhalb kommen, die keine Naturisten sind, ich möchte, dass alle miteinander auskommen und Sport treiben können.

IFE: Also ist es hier verboten, Naturismus, FKK?

NR: Bei mir hier ja. Man kann nackt kommen, sich dann umziehen, Informationen einholen, es gibt keine Probleme.
Eigentlich war es schon immer mein Traum, ein Fitnessstudio zu eröffnen, ein Freund von mir kannte dieses Fitnessstudio. Ich wollte es mir im November 2019 ansehen. Ich stellte sofort fest, dass es ein enormes Potenzial gab. Franck, der Vorbesitzer, wollte aufhören. Ich machte ihm ein Angebot, das er angenommen hat. Ich kaufte im Juli und begann am 1. August 2020.
Ich änderte das Studio komplett, da der gesamte Krafttrainingsteil dort auf dem schwarzen Boden lag. Während des confinements (Corona-Beschränkung) hatte ich Zeit, alles herauszureißen, alles neu zu machen, alles neu zu streichen, und ich mietete den Nebenraum, um Gruppenunterricht anbieten zu können. Ich habe drei, vier Monate lang im hinteren Raum gewohnt.

IFE: Du hast einen schönen Raum mit enorm vielen Geräten, aber wer kommt dort hin, um was zu machen?

NR: Jeder kann kommen. Ab 15 oder 16 Jahren kann man gut anzufangen, und mit über 80 Jahren gibt es welche, die immer noch dabei sind. Es ist ein Sport, den man lernen kann, wie alle anderen Sportarten auch. Jede Maschine ist einer Muskelgruppe gewidmet, dem Rücken, den Bauchmuskeln, den Armen, den Oberschenkeln, den Schultern…das heißt, dass der Bewegungsmuffel oder derjenige, der nach einem Unfall, einer Verletzung usw. zurückkommt, zu mir kommt, um seine Rehabilitation zu machen, was die Physiotherapeuten nicht mehr so oft tun. Sie nehmen vier Personen pro halbe Stunde. Bei mir ist eine Coaching-Sitzung, die eine Stunde oder anderthalb Stunden dauert, etwas anderes.


Alle Maschinen haben also ein bestimmtes Ziel und an jeder Maschine gibt es mehrere mögliche Winkel, man kann auf mehrere verschiedene Arten arbeiten, das ist meine Arbeit, ich bin es, der die Leute vermittelt. Man muss die Biomechanik kennen, den menschlichen Körper in- und auswendig kennen, alles, was mit Muskeleinsatz zu tun hat…
Dann gibt es die Kardiogeräte, die das Herz trainieren, alle Fahrräder, Crosstrainer, Laufbänder und dann gibt es dahinter einen Raum für Gruppenkurse mit Matten für Yoga, Stretching, kleinen Hanteln, Barren, die man mit kleinen Gewichten belasten kann, um Kurse zu Musik mit Muskelaufbaubewegungen und Muskelstärkung zu machen… Das sind die Abendkurse, die von Elsa geleitet werden.
Die Geräte, die hier angeboten werden, sind für normale Privatpersonen nicht zugänglich, da es sich um professionelle und überteuerte Geräte handelt. Außerdem kaufen Leute z. B. einen Crosstrainer, trainieren damit zwei Monate lang und verkaufen ihn dann meist wieder, weil er alleine nicht motivierend ist und jedes Gerät normalerweise nur für eine Bewegung konfiguriert ist, während hier alle Geräte zur Verfügung stehen und es sich um einen Sport handelt, der den Körper symmetrisch trainiert. Beim Tennis zum Beispiel trainiert man hauptsächlich einen Arm.
Man reduziert auch die Osteoporose ziemlich eklatant. Es ist der Sport der Flexibilität, der Geschmeidigkeit und der guten Gesundheit, denn wenn man mit zusätzlichen Lasten arbeitet, wird Testosteron ausgeschüttet, sowohl bei Männern als auch bei Frauen, es ist das Hormon der guten Gesundheit, des Überlebens etc. Es gibt eine Menge Hormonausschüttungen, die während und nach dem Krafttraining stattfinden, wodurch man beweglich und gesund bleibt.
Was die Preise angeht, so möchte ich sie lieber nicht mitteilen, sie stehen an der Tür und die Leute können sie sich ansehen und mit uns diskutieren, das ist besser. 

IFE: Und zur gleichen Zeit hast du das Krafttraining in Vensac angeboten?

NR: Nicht zur gleichen Zeit, ein Jahr später. Ich habe es im September 2021 begonnen.

IFE: Wie ist das gelaufen?

NR: Die Stadtverwaltung von Vensac hat mich angerufen, weil sie einen Nachfolger suchten. Pierre Serveaux ist in Rente gegangen. Nach einigen Verhandlungen mit der Stadtverwaltung ging es dann doch recht schnell. Ich habe eine Menge Renovierungsarbeiten durchgeführt, zum Beispiel die Dekoration auf den neuesten Stand gebracht, die Praxis für manuelle Therapie auf den neuesten Stand gebracht und wir haben am 4. Oktober 2021 eröffnet.

IFE: War es derselbe Raum?

NR: Ja, es war derselbe Raum, aber wir haben umgeräumt, wir haben einen Teil Vereinslokal anstelle der Kardiogeräte eingerichtet, wir haben die Geräte ausgetauscht, wir haben einen schöne Clubraum gestaltet und wir haben einenVerlauf für Nahrungsergänzungsmittel und Kleidung eröffnet…

IFE: Beide Unternehmen gleichzeitig zu führen, ging das?

NR: Für ein paar Monate, ja… 

IFE: Hattest du in Euronat auch geöffnet?

NR: Natürlich, ich war jeden Abend da, ich habe hier Gruppenkurse gemacht und jeden Morgen war ich in Vensac und dann, bis ich jemanden gefunden habe, der kompetent ist… Es ist sehr kompliziert, jemanden zu finden, der mit etwas außerordentliche Arbeitszeiten akzeptiert….
Danach, ab November 2021, habe ich Elsa kontaktiert, die ich schon lange kenne, ich vertraue ihr voll und ganz, sie war die einzige Person, die ich mir in dieser Position hier in Euronat vorstellen konnte, und dann habe ich ein weibliches Profil gesucht, für die Gruppenkurse, für viele Dinge… Es entspricht voll und ganz meinen Erwartungen, alles, was wichtig ist, können wir anbieten und ich kann mir dadurch ein bisschen mehr Zeit freischaufeln, anstatt jedes Mal von rechts nach links zu rennen, was sehr energieaufwendig ist, außerdem habe ich neben dem Coaching auch noch Massagen zu machen…
Der Club in Vensac ist ein geselliger Ort…Es ist nicht nur ein Fitnessstudio, es ist ein Club. Alle grüßen sich, wenn sie ankommen. Als ich die Sporträume übernommen habe, waren sie sehr veraltet, sie waren ein bisschen solala und die Kurse waren in den 12 Jahren ihres Bestehens nie geändert worden. Also musste alles neu gemacht werden. Natürlich hat das einigen Leuten nicht gefallen, aber das ist nicht schlimm, und wir haben versucht, die Kundschaft zu verjüngen, ein bisschen Dynamik reinzubringen und die Stammkundschaft, die da war, zu halten, indem wir versucht haben, ihnen durch Gruppenkurse entgegen zu kommen… In Vensac war es ungefähr das gleiche Dilemma. Jetzt ist es ein bisschen dynamischer, ein bisschen jünger, auch wenn wir die alten Leute behalten haben, die vor allem morgens kommen, um entweder ihren täglichen Sport oder ihre Rehabilitation zu machen, ich habe auch Unfallopfer, es ist ein sehr gemischtes Publikum, bei dem ich ein bisschen mehr klinische Fälle habe. Dort geht es mehr um die körperliche Vorbereitung als in einem Fitnessstudio, wo alles möglich ist.

IFE: Gibt es hier eine Besonderheit mit FKK-Kunden?

NR: Ich habe keinen besonderen Unterschied festgestellt. Der Naturist ist im Grunde genommen sportlich, er achtet auf seinen Körper, auf das, was er isst, auf die Natur, auf viele Dinge, das hat sich mit der Zeit geändert, aber im Grunde genommen ist der Naturist sportlich. Er ist nicht fehl am Platz, wenn er ein Fitnessstudio sieht, er kümmert sich um sich, vor allem, weil wir auch Pilates, Stretching und sanfte Gymnastik mitbringen.

IFE: Hast du einige Wünsche für deine Kundschaft hier?

NR: Ehrlich gesagt bin ich ziemlich zufrieden, die Atmosphäre ist gut, die Leute sind respektvoll, ehrlich gesagt, im Moment läuft alles gut, man ändert kein Team, das gewinnt…

IFE: Und die Organisation, läuft alles gut, auch wenn du nicht da bist?

NR: Ja, aber wir haben die Kameras, wir haben einen Digicode am Eingang, wir können die Leute nicht an den Geräten lassen, ganz allein und ohne Aufsicht. Wir haben trotzdem eine Kamera für den Fall der Fälle, im Notfall wird sehr schnell eingegriffen oder der Sicherheitsdienst kann kommen, wenn es nötig ist. Hier ist die Lage ideal. Die Umgebung ist idyllisch, ehrlich gesagt, man kann sich nichts Besseres wünschen …

IFE: Elsa, seit wann arbeitest du hier?

E: Ich arbeite seit Januar hier.

IFE: Welche Ausbildung hast du?

E: Ich habe einen BP JEPS (Brevet Professionnel de la Jeunesse, de l’Education Populaire et du Sport) mit zweifacher Auszeichnung, Gruppenkurse, Krafttraining und Gewichtheben. 

IFE: Hast du in diesem Rahmen hier besondere Schwerpunkte? Hast du einen besonderen Kundenkreis?

E: Nein, ich kann alle möglichen Kunden haben, aber ich kümmere mich zusätzlich um die Gruppenkurse, also habe ich eine andere Kundschaft als im Kraftraum. Das sind nicht die gleichen.

IFE: Ist das hier ein Ort der europäischen Begegnungen mit Menschen verschiedener Nationalitäten?


E:
Es ist sehr kosmopolitisch und alle sprechen Englisch, man versteht sich. Grundsätzlich habe ich eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe, also bin ich es gewohnt, auf Englisch und Deutsch zu sprechen, mit Kunden zu tun zu haben usw. und hier zu sein, das passt gut zu mir. 

IFE: Triffst du die Leute in Euronat oder außerhalb?

E: Hauptsächlich in Euronat.

IFE: Woher kommst du?

E: Aus der Normandie, wie Nicolas.

IFE: Was denkst du über die Leute im Médoc?

E: Ich finde, dass die Atmosphäre und die Leute hier viel ruhiger sind, viel weniger gestresst, und das tut gut, denn in der Normandie sind die Leute sehr gestresst, wir sind ja nicht weit von Paris entfernt. 

IFE: Arbeitest du nur hier?

E: Ich arbeite auch in Vensac. Manchmal kann ich Nicolas dort vertreten. Aber ich arbeite hauptsächlich hier, weil ich meine Abendkurse gebe.

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Standpunkt der IFE zum Naturismus im Fitness-Studio:

Die IFE teilt Nicolas Radovics Standpunkt zur Nacktheit nicht, da sich seine Einrichtung innerhalb des FKK-Zentrums Euronat befindet und man daher von den Naturisten verlangen kann, sich anzuziehen, sondern die Kunden von außerhalb sich anpassen müssen. Wenn sich Personen durch die Nacktheit der Teilnehmer gestört fühlen, steht ihnen außerdem der Saal in Vensac zur Verfügung. Schließlich gibt es in Frankreich FKK-Fitness, hier der Link, um das zu bestätigen:

https://www.naturisme.fr/actualites/sport-naturiste-bienfaits

“Fitness: Ähnlich wie Yoga ist FKK-Fitness eine Praxis, die sich immer weiter verbreitet. Ob Sie nun Eisen stemmen oder an einem Gruppenkurs zum Muskelaufbau teilnehmen möchten, FKK-Fitness wird in vielen Sportzentren auf der ganzen Welt angeboten. In Frankreich sollten Sie, wie beim Yoga, einen FKK-Sportverein in Ihrer Nähe suchen oder sich für einen FKK-Campingplatz entscheiden, der Sportkurse in der Halle anbietet.”

Es ist daher sehr überraschend, dass in einem der größten Naturistenzentren Frankreichs Nacktheit im Fitnessraum verboten ist.

Hugues Fouquet

Vorsitzender von IFE-AIDE.


Interview geführt von Christian und Elke im Juli 2022, überarbeitet von Yves Henneguelle